Die vier Video-Portraits sind Ausgangsbasis und Anregung, um über das Radikale zu diskutieren. Dabei bezeichnen sich die Protagonisten selbst nicht als radikal. Sie wollen Europa verändern.
Mit 40 Jahren gab Tolis Papageorgio sein Leben als erfolgreicher Ingenieur auf, um gegen den Bau einer Goldmine in seinem Heimatort zu kämpfen. Inzwischen sind mehr als 20 Jahre vergangen, in denen er aus seinem Heimatdorf ein Protestdorf gemacht hat. Die Polizei reagierte mit Tränengas und Hausdurchsuchungen. 400 Dorfbewohner sind angeklagt, Papageorgio für die Gründung einer kriminellen Vereinigung. Den Glauben an die Demokratie hat er verloren.
Jérémie Maradas-Nado wuchs auf den Straßen der Pariser Banlieue auf. Schon früh arbeitete er sich in den Gangstrukturen nach oben, wurde Anführer der berüchtigten „Black Dragons“. Im Gefängnis traf er auf radikale Islamisten und schloss sich ihnen an. Aus dieser Zeit kennt er die Terroristen der Pariser Anschläge von 2015. Er wäre bis zum Äußersten gegangen, hätte seine Schwester nicht eindringlich appelliert, die islamistische Gruppe zu verlassen. Heute arbeitet Jérémie Maradas-Nado in Paris mit Jugendlichen aus benachteiligten Vierteln zusammen und versucht, sie von den Islamisten fernzuhalten.
Anonymus ist Kurde. Als Kind floh er mit seinen Eltern nach Berlin. Mit 18 Jahren beschloss er, zurück in sein Heimatland zu gehen, und für die Rechte der Kurden zu kämpfen. Er schloss sich der PKK an und lebte 10 Jahre in den Bergen des kurdisch dominierten Nordirak. Irgendwann entschied er sich, die Gruppe zu verlassen, da sie nicht mehr seine Ziele vertrat. Doch die PKK verlässt man nicht einfach so. Er lebt heute wieder in Berlin und versteckt sich – sowohl vor den deutschen Behörden, als auch vor den aktiven Anhängern der PKK.
Melanie Dittmer gehörte schon als Teenagerin der Jugendorganisation der NPD an. Heute organisiert sie nationalistische Demonstrationen und bespielt Youtube- und Instagram-Kanäle mit entsprechenden Parolen. Sie ist wegen Volksverhetzung verurteilt.